Für eine gute Bildung und Qualität in der Kindertagesbetreuung braucht es gut ausgebildete Fachkräfte. Sie tragen dazu bei, allen Kindern in Deutschland Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Bildung, Betreuung und Erziehung zu ermöglichen. Durch ihre wertvolle Arbeit werden für alle Kinder gleiche Bildungs- und Teilhabechancen ermöglicht und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert.
Der Ausbau der Kindertagesbetreuung, die Verbesserung der Betreuungsqualität sowie der Ausbau Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter hat in den vergangenen Jahren zu Beschäftigungszuwächsen in diesen Arbeitsfeldern geführt. Doch weiterhin ist der Bedarf an qualifiziertem Personal groß.
Der Prozess
Der Arbeitsprozess in der Gesamtstrategie Fachkräfte für Kitas und Ganztag sah dabei ein gestuftes Arbeiten in zwei Gremien vor: Im Expertendialog wurden die vielseitigen Perspektiven von Akteurinnen und Akteuren der Kommunalen Spitzenverbände (KSV), Fach- und Wohlfahrtsverbände, Fachpraxis, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Eltern- und Fachschulverbände sowie von Bund und Ländern zusammengeführt.
In der AG „Gesamtstrategie Fachkräfte“ erfolgte im kleineren Kreis aus Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden die Erarbeitung von Empfehlungen für geeignete Maßnahmen. Gemeinsam wurden konkrete kurz, mittel- und langfristige Vorschläge und Handlungsschritte für die Fachkräftesicherung und -bindung identifiziert. In den Empfehlungen der AG „Gesamtstrategie Fachkräfte“ werden die konkreten Maßnahmen beschrieben. Die Empfehlungen und Beispiele sollen Grundlage für die Arbeit und Entscheidungen von Bund, Ländern und Kommunen sowie für Träger und Tarifpartner sein. Die Empfehlungen wurden auf der Abschlusskonferenz der „Gesamtstrategie Fachkräfte“ am 21. Mai 2024 in Berlin vorgestellt.
Vier Handlungsfelder für mehr Fachkräfte in Kitas und Ganztag
Der Gesamtstrategieprozess setzt an vier Handlungsfeldern an:
Berufliche Orientierung
Für dieses Handlungsfeld wurden zusammenfassend vor allem diese Maßnahmen identifiziert:
- Die Vielzahl relevanter Informationen zu Zugangsvoraussetzungen und Finanzierungswegen gebündelt darstellen, Verweisberatung stärken und passgenaue Beratungsangebote für die unterschiedlichen Zielgruppen vorhalten
- Über das Tätigkeitsfeld Kita hinaus Interesse an und Sichtbarkeit von Bildungs- und Betreuungsangeboten für Kinder im Grundschulalter und allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe steigern
Attraktive Aus- und Weiterbildung
Für dieses Handlungsfeld wurden zusammenfassend vor allem diese Maßnahmen identifiziert:
- Erstausbildungs- und Weiterbildungskapazitäten bedarfsorientiert ausbauen
- Erstausbildungen stärker in den Blick nehmen und vergütete Ausbildungsmodelle anbieten
- Einstiegswege auch für Personen ohne mittleren Schulabschluss ausbauen
- Aufstiegswege fördern und Durchlässigkeit im System transparent machen
- Erstausbildung und Weiterbildung durch gute Rahmenbedingungen stärken: Vergütung in der Erstausbildung und Weiterbildung, Empfehlungen zur Anrechnung von Auszubildenden auf Personalschlüssel, zu Praxisanleitung, Lernortkooperationen, schulgeldfreie Angebote
- Nutzung der verbesserten Möglichkeiten der Umschulungsförderung
Potenziale zusätzlicher Berufsgruppen
Für dieses Handlungsfeld wurden zusammenfassend vor allem diese Maßnahmen identifiziert:
- Modularisierung von Lerninhalten prüfen, um Erstausbildung und Weiterbildung zu flexibilisieren
- Digitale Module für eine sinnvolle didaktische Verknüpfung von Präsenz- und Distanzunterricht, um die Erstausbildung und Weiterbildung flexibler zu ermöglichen
- Die Beschäftigung von Personen mit ausländischen Abschlüssen verbessern durch Sprachkurse, Musterbescheide, berufsbegleitende Anerkennungs- und Nachqualifizierungsmöglichkeiten, Fast Track für die Zeugnisbewertung
- Förderung der Multiprofessionalität und begleitende Qualifizierungsangebote
Das BMFSFJ startete 2024 einen Prozess zur Entwicklung eines Weiterbildungskonzepts „Qualifizierung von Beschäftigten im Ganztag ohne pädagogische Ausbildung“ unter Einbezug relevanter Akteurinnen und Akteure. Dieses Curriculum wird Empfehlungscharakter haben.
Arbeits- und Rahmenbedingungen
Für dieses Handlungsfeld wurden zusammenfassend vor allem diese Maßnahmen identifiziert:
- die Einrichtung von vergüteten Funktionsstellen durch die Sozialpartner prüfen
- gesunde Arbeitsbedingungen stärker in den Blick nehmen, Information und Beratung hierzu verbessern
Was gehört noch zum Empfehlungspapier?
Es gibt bereits viele Beispiele guter Praxis und zahlreiche Angebote von verschiedenen Institutionen zur Fachkräftegewinnung und -sicherung. Im Prozess zur Gesamtstrategie wurden einige identifiziert. Diese wurden entsprechend der vier Handlungsfelder in den Praxis-Beispielen zum Empfehlungspapier übersichtlich zusammengefasst. Sie können als Impulse in die Breite getragen werden und so noch besser als bisher zur Anwendung kommen.
Um Träger und Einrichtungen in ihrer Arbeit weiter zu unterstützen und Anregungen zu geben, wurden außerdem Checklisten zu folgenden Themen erarbeitet:
- Praxisanleitung in Einrichtungen
- Lernortverzahnung in praxisintegrierten Ausbildungen
- Arbeitssicherheit und betriebliches Gesundheitsmanagement
- Beschäftigung ausländischer Fachkräfte und Anerkennung von ausländischen Abschlüssen
Die Anregungen und Empfehlungen der Mitglieder der AG „Gesamtstrategie Fachkräfte“ und des Expertendialogs sind in das Empfehlungspapier eingeflossen. Ergänzend dazu erhielten die Mitglieder beider Gremien die Möglichkeit, ihre jeweils eigene Perspektive und Expertise in Form von Stellungnahmen zum Empfehlungspapier einzubringen.
Auftrag aus dem Koalitionsvertrag
Der Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP sieht vor, dass der Bund gemeinsam mit den Ländern und weiteren Akteurinnen und Akteuren eine Gesamtstrategie zur Fachkräftesicherung in Kitas und Ganztag entwickelt. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) hat daher Anfang Februar 2023 den Prozess der „Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag" unter Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern des Bundes, der Länder, der kommunalen Spitzenverbände, der Freien Wohlfahrtspflege, Wissenschaft, aus Verbänden sowie Sozialpartnerinnen und Sozialpartnern gestartet.
Initiativen des Bundes
Das BMFSFJ hat bereits mit dem Bundesprogramm „Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Erzieher" (2019-2022) wichtige Impulse zur Fachkräftegewinnung gesetzt. Die „Fachkräfteoffensive“ trug dazu bei, dass sich die praxisintegrierte Ausbildung bundesweit etablierte. Zudem wurde eine professionelle Ausbildungsbegleitung sowie die Übernahme besonderer fachlicher Verantwortung gefördert, um für erfahrene Fachkräfte Entwicklungsperspektiven zu eröffnen. Mit der „Gesamtstrategie Fachkräfte in Kitas und Ganztag“ wird auf den Ergebnissen des Programms und den wissenschaftlichen Erkenntnissen im Zuge des Strategieprozesses aufgebaut.
Zudem fördert der Bund die „Beratungsstelle Wege in den Beruf“, die eine persönliche, bundesweite und kostenfreie Beratung anbietet und umfangreiche, bundeslandspezifische Informationen zum Einstieg in das Ausbildungs- und Berufsfeld der frühen Bildung und des schulischen Ganztags bereitstellt.