Mit den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz (KMK) wird erstmals bundesweit die pädagogische Qualität ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangeboten für Kinder im Grundschulalter definiert. Die Empfehlungen sollen Orientierung geben, wie qualitativ hochwertige Ganztagsangebote ausgestaltet werden sollten.
Die Empfehlungen sind:
- Empfehlung 1: Bei der pädagogischen Gestaltung ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote sind die Interessen und Bedürfnisse der Kinder handlungsleitend.
- Empfehlung 2: Ganztagsschulen und Träger weiterer ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote fördern Kompetenzen und machen konzeptionell miteinander verbundene formale, non-formale und informelle Lernangebote.
- Empfehlung 3: Die Steuerung und Ausgestaltung des Ganztagsangebots wird von der Schulleitung und ggf. mitwirkenden Kooperationspartnern partizipativ verantwortet.
- Empfehlung 4: Ganztagsschulen und Träger weiterer ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote ermöglichen einen Schultag mit rhythmisierten und flexiblen Zeitstrukturen.
- Empfehlung 5: Für gelingende ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote ist die Kooperation unterschiedlicher Professionen in festen Kooperationsstrukturen erforderlich.
- Empfehlung 6: In ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangeboten wird die Entwicklung von gelingenden Beziehungen zwischen Kindern, Kindern und dem pädagogisch tätigen Personal sowie in der Zusammenarbeit mit Eltern unterstützt.
- Empfehlung 7: Lernorte mit ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangeboten knüpfen tragfähige Netzwerke im Sozialraum und kooperieren mit außerschulischen Partnern.
- Empfehlung 8: Ganztagsschulen und Träger weiterer ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote schaffen die Voraussetzungen, um das Wohlbefinden der Kinder zu stärken und zu fördern.
- Empfehlung 9: Ganztagsschulen und Träger weiterer ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote gestalten die pädagogische Praxis auch in Kooperation mit Angeboten der freien Kinder- und Jugendhilfe.
- Empfehlung 10: In Ganztagsschulen und weiteren ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangeboten wird für jedes Kind ein gesundes Mittagessen angeboten.
- Empfehlung 11: Ganztagsschulen und Träger weiterer ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote gestalten Raum und Räume auch durch kreative Flächennutzungskonzepte zu kindgerechten Lern- und Lebensräumen.
- Empfehlung 12: Ganztagsschulen und Träger weiterer ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote sichern die Qualität der Ganztagsangebote und überprüfen ihre Wirkung.
Die Umsetzung dieser Empfehlungen liegt in der Verantwortung der Länder. Der Bund begleitet die Weiterentwicklung der Qualität ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote beispielsweise durch den kontinuierlichen Dialog mit zivilgesellschaftlichen und fachpolitischen Organisationen und durch Studien und Fachtagungen. Weiterhin veranstalten das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) seit 2023 jährlich einen Kongress unter Beteiligung zahlreicher Akteure, der sich jeweils einem Schwerpunktthema widmet.
Weitere Stellungnahmen und Fachliche Empfehlungen zum Thema Qualitätsentwicklung
Auch zivilgesellschaftliche Fachorganisationen und fachpolitische Vertretungen beteiligen sich aktiv an der qualitativen Weiterentwicklung des Ganztags. Sie veröffentlichen Stellungnahmen und Positionspapiere aber auch Handreichungen und Hilfestellungen für Fachkräfte. Themen sind dabei unter anderem die Kooperation von Schule und Kinder- und Jugendhilfe, Vielfalt und das interprofessionelle Arbeiten im Ganztag.
Im Folgenden werden einige öffentlich verfügbare Dokumente vorgestellt:
- Mit der „Handreichung zur Kooperation der Offenen Kinder- und Jugendarbeit mit Schule“ stellt die Arbeitsgemeinschaft Offene Türen Nordrhein-Westfalen e.V. (AGOT) eine Argumentationshilfe bereit, welche sich mit der Einrichtung einer Kooperation zwischen Schule und der offenen Kinder- und Jugendarbeit auseinandersetzt. Die Handreichung führt in die zugrundeliegenden Themen ein und erläutert die Rahmenbedingungen für eine Kooperation.
- In dem Positionspapier „Auf gute Zusammenarbeit in der Ganztagsbildung!“ zeigt die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) unter anderem Herausforderungen und Handlungsnotwendigkeiten in der Arbeit von multiprofessionellen Teams und der Kooperation von Schule und freien Trägern auf.
- Die Stellungnahme „Vielfalt in der Ganztagesbetreuung von Grundschülern sicherstellen: Freie Kita Träger beteiligen“ der Arbeitsgruppe Hort des Deutsche Kitaverbands (DKV) beschäftigt sich mit den Potenzialen und Herausforderungen die der Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder mit sich bringt.
- In der gemeinsamen Positionierung „Nur mit außerschulischer Expertise wird Ganztagsbildung gelingen!“ fordern die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ), der Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten (AdB), die Deutsche Sportjugend (dsj) und der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) die non-formale Bildung im Ganztag zu stärken und die außerschulische Expertise in die Qualitätsentwicklung einzubeziehen.
- In der Stellungnahme zum Nationalen Bildungsbericht „Bildung in Deutschland 2022“ reagiert die Bundesregierung auf aktuelle Trends und stellt ihre Maßnahmen in den Bildungsbereichen, beispielsweise dem Ganztag, vor.
- In der Publikation „Bundesweite Bestandsanalyse zu den strukturellen Rahmenbedingungen und der Qualität von Ganztagesbetreuung unter Einbezug von Kindern und Eltern im Rahmen des Projekts Zukunft Ganztagesbetreuung!“ werden die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung des Projekts „Zukunft Ganztagesbetreuung“ vorgestellt und Perspektiven für die Weiterentwicklung aufgezeigt. Schwerpunktthema des Projekts ist die Kooperation von Schule und Kinder- und Jugendhilfe. Herausgeber sind das Institut für Kinder- und Jugendhilfe gGmbH (IKJ) und der Bundesverband Caritas Kinder- und Jugendhilfe e. V. (BVkE).
- Mit dem Fachpapier Qualität im Ganztag hat der Deutsche Caritasverband Hinweise zur Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsförderung für Grundschulkinder veröffentlicht. Dabei thematisiert er verschiedene Qualitätsdimensionen wie beispielsweise Kinderschutz, Inklusion und räumliche Ausstattung.
- Das Bundesjugendkuratorium widmet sich in seiner Stellungnahme insbesondere der Stärkung der Kinderrechte und Bildungsqualität im Ganztag.
- Das Positionspapier des Bündnisses aus Fachverbänden der Kinder- und Jugendhilfe und Diakonie Deutschland stellt gelingende Rahmenbedingungen für einen qualitativ hochwertigen Ganztag vor.
- Eine kindgerechte Perspektive auf den Ganztag fordert das Deutsche Kinderhilfswerk mit der Stellungnahme „Gute Bildung im Ganztag kindgerecht gestalten“.