Multiprofessionelle Kooperation

Multiprofessionelle Kooperation im Ganztag - Was ist gemeint? 

In der ganztägigen Bildung und Betreuung von Grundschulkindern kommen zahlreiche Professionen zum Einsatz, zum Beispiel Lehrinnen und Lehrer, Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, Erzieherinnen und Erzieher und andere. Die professionsübergreifende Zusammenarbeit ist ein zentraler Bestandteil des Ganztagsgedanken und wird als multiprofessionelle Kooperation beschrieben. Denn angesichts der vielfältigen Ziele und Erwartungen an den Ganztag werden nicht nur Lehrkräfte, sondern auch die Kompetenzen anderer Berufsgruppen unbedingt gebraucht. Auch die Kultusministerkonferenz empfiehlt daher die Kooperation unterschiedlicher Professionen in festen Kooperationsstrukturen. An Ganztagsschulen steuern und gestalten daher vielerorts multiprofessionelle Teams gemeinsam den Schulalltag. Darüber hinaus erweitern viele Schulen und Horte ihr Bildungs- und Betreuungsangebot zudem mit externen Kooperations-Partnerschaften. Wie eng und mit wem die Zusammenarbeit konkret gestaltet wird, hängt unter anderem von der konzeptionellen Ausrichtung des Ganztagsangebots vor Ort ab. 

Wer arbeitet in multiprofessionellen Teams im Ganztag zusammen?

An vielen Ganztagsgrundschulen sind multiprofessionelle Teams bereits etabliert. Gemeinsam mit Lehrkräften arbeiten hier Erzieherinnen und Erzieher sowie Kindheitspädagoginnen und -pädagogen. Aber auch andere Fachkräfte werden eingesetzt, zum Beispiel arbeiten besonders häufig im Ganztag (aber nicht ausschließlich): 

  • Sozialpädagog:innen z.B. als Schulsozialarbeiter:innen
  • Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache
  • Förder- und Inklusionspädagoginnen und -pädagogen
  • Schulgesundheitskräfte
  • Schulpsychologinnen und -psychologen
  • Therapeutinnen und -therapeuten (z.B. Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie) oder
  • Sonderpädagog:innen als Schulbegleiterinnen und -begleiter für Kinder mit Förderbedarf.  

Darüber hinaus arbeiten im Ganztag auch Quereinsteigende ohne einschlägige pädagogische Qualifikation. Diese sind neben ihrer ursprünglichen Ausbildung häufig durch Weiterbildungen qualifiziert und bringen viel Erfahrung mit.

Auch Assistenz- und Verwaltungskräfte, Studierende, Auszubildende, Freiwillige (z.B. im Rahmen eines FSJ) und weitere Personen können ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote mitgestalten. Wichtig ist zudem die Zusammenarbeit mit den Eltern. Sie alle sollten bei der gemeinsamen Planung und Konzeption berücksichtigt und eingebunden werden.

Vorteile für die Kinder

Von multiprofessioneller Kooperation profitieren sowohl die Kinder als auch die Mitarbeitenden. Die verschiedenen Professionen bringen jeweils ihre Perspektiven, Methoden und Kompetenzen in den Ganztag ein. Das ermöglicht einen umfassenden Bildungsansatz und einen ganzheitlichen Blick auf die Kinder. Gemeinsam stellen multiprofessionelle Teams ein vielfältiges Bildungs- und Betreuungsangebot bereit, das verschiedene Lern- und Freizeitformate verbindet. So können Kinder individuell gefördert und ihren vielfältigen Interessen, Stärken und Bedürfnissen besser entsprochen werden. Insofern ist die multiprofessionelle Kooperation auch Qualitätsmerkmal inklusiver ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote und leistet einen wichtigen Beitrag zur Chancengerechtigkeit. 

Vorteile für die Fachkräfte

Gleichzeitig kann multiprofessionelle Kooperation dazu beitragen, die Ressourcen der Fachkräfte besser zu nutzen. Das Personal kann somit entlastet werden. Gelingende multiprofessionelle Kooperation und die Zusammenarbeit auf Augenhöhe erleben zudem viele Fachkräfte als bereichernd und fördernd für Innovationen. Denn die vielfältigen Perspektiven unterstützen die Reflexion der eigenen Arbeit. Hinzu kommt: Schule und Kinder- und Jugendhilfe haben eine geteilte Verantwortung für die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung. Eine Zusammenarbeit der beiden Systeme braucht es daher auf allen Ebenen, in der kommunalen Steuerung ebenso wie im individuellen Team.


Wie gelingt multiprofessionelle Kooperation? 


Welche weiteren Ziele mit multiprofessioneller Kooperation verfolgt werden und wie diese gelingt, verrät Stephan Kielblock vom Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) im Interview.


Auch der Ganztagskongress 2024 widmete sich dem Thema „Ganztag multiprofessionell gestalten“. Die Dokumentation des Ganztagskongresses zeigt, welche Rahmenbedingungen und Qualifikationen, sowie Methoden der Qualitätssicherung und Steuerung hilfreich sind, damit eine kooperative und sich gegenseitig bereichernde Zusammenarbeit gelingen kann. 


Eine Sammlung von hilfreichen Praxismaterialien für gelingende multiprofessionelle Kooperation finden Sie hier