Ein guter Ganztag ist dann gegeben, wenn sich Kinder wohl fühlen. Deswegen wurden im ESF Plus-Programm „Gemeinsam für Qualität: Kinder beteiligen im Ganztag“ pädagogische Fach- und Lehrkräfte an Grundschulen in einem gemeinsamen Prozess bei der Weiterentwicklung und Erprobung eines Partizipationskonzepts als Teil ihres Ganztagsschulkonzepts unterstützt. Schülerinnen und Schüler waren dabei von entscheidender Bedeutung und auch ihre Familien wurden mit einbezogen. Die Bedürfnisse der Kinder bilden in diesem Prozess den zentralen Ausgangspunkt. Die Kinder werden aktiv in die Ausgestaltung der Ganztagsangebote eingebunden und Demokratie so für sie erlebbar gemacht.
Das zentrale Anliegen des Programms lag in der Schaffung von partizipativen Strukturen in der Ganztagsgrundschule als gemeinsames Angebot von Schule und Jugendhilfe. Damit sollte vor allem das Grundrecht von Heranwachsenden auf Teilhabe gestärkt, die Etablierung und Aufrechterhaltung einer demokratischen Gesellschaft gefördert und durch eine Veränderung der Lern- und Lehrkultur die Qualitätsentwicklung der Arbeit im Ganztag unterstützt werden.
Bundesweit haben sich 17 Ganztagsschulen auf den Weg gemacht, mit dem ESF-Plus Programm „Gemeinsam für Qualität: Kinder beteiligen im Ganztag“ Impulse zu einer notwendigen Weiterentwicklung der Ganztagsangebote im Grundschulalter zu setzen.
Fachkräfte qualifizieren – Prozesse demokratisieren
Zentraler Bestandteil im Programm war die Tandem-Qualifizierung von ausgewählten Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften der teilnehmenden Schulen zur Partizipation von Grundschulkindern. Ausgewählte pädagogische Fachkräfte der schulischen Betreuung und Lehrkräfte an den beteiligten Grundschulen wurden in Tandems qualifiziert und in die Lage versetzt, Partizipationsmöglichkeiten im Ganztag zu erkennen, zu gestalten und dadurch eine demokratische Schulkultur zu befördern.
Ein Forschungsteam von der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) und der Humboldt Universität Berlin (ZfIB) hat im Auftrag des BMFSFJ dafür ein bundesweit gültiges Fortbildungscurriculum zur Partizipation von Grundschulkindern entwickelt. Dieses wurde im Programm erprobt und weiterentwickelt.
Ziel war die Erstellung eines Ganztagsschulkonzeptes, das insbesondere die Grundschulkinder und deren Eltern miteinbezieht und entwickelte Partizipationsansätze im Ganztagsschulkonzept fest verankert. Damit soll ein qualitativ hochwertiges Ganztagsangebot geschaffen und gleichzeitig demokratisches Handeln befördert werden.
Die Umsetzung im Programm: partizipative Ganztagsschulentwicklung
Zur Programmumsetzung wurden pro Schule eine pädagogische Fachkraft, eine Lehrperson sowie die Koordinierungsstelle im Tandem bzw. Tridem gemeinsam mit weiteren Standorten anhand des Curriculums qualifiziert. Die Tandem-Qualifizierung zielt einerseits darauf, die Prozesse an den teilnehmenden Grundschulen im Geflecht zwischen Jugendhilfe und Schulträgern zu unterstützen, hierzu sind Planungskompetenzen zur gemeinsamen Förderung von partizipativen Strukturen erforderlich, andererseits sollen spezifische Handlungskompetenzen vermittelt werden, welche für partizipative Angebote für die Altersphase von Grundschulkindern erforderlich sind, um demokratische Beteiligungsformen zu fördern.
In der Programmumsetzung wurde das entwickelte Curriculum insbesondere unter dem Aspekt der Praxistauglichkeit erprobt, wobei die Standorte anhand einer Prozessbegleitung durch die Trainer:innen als Mentor:innen unterstützt werden. Im Rahmen eines Qualitätszirkels auf Programmebene wurde das Curriculum auf Inhalte und Umfang hin überprüft und evaluiert. Auf Grundlage der Erkenntnisse der Erprobungsphase erfolgte dann eine Überarbeitung des zunächst modellhaften Curriculums.
Hintergrund und Ziele des ESF-Bundesprogramms
Ganztagsschulen und Ganztagsangebote für Grundschulkinder sind zu einem wichtigen Bestandteil der Bildungslandschaft in Deutschland geworden, die dazu beiträgt, dass Eltern Familie und Beruf vereinbaren können. Sie wünschen sich qualitativ hochwertige und flexible ganztägige Bildungsangebote, die die Entwicklung ihrer Kinder bestmöglich fördert. Daher soll ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für alle Kinder im Grundschulalter ab dem 1. August 2026 stufenweise eingeführt werden. Um die Chancen des Ganztags optimal zu nutzen, ist neben dem quantitativen Ausbau des Ganztagsangebots auch die Qualität der Angebote entscheidend.
Damit will der Bund neben dem notwendigen quantitativen Ausbau der Ganztagsbetreuung auch wichtige Impulse für eine Verbesserung von Bildung und Betreuung im Ganztag leisten und die damit verbundenen Qualitätsansprüche sowie Bildungs- und Teilhabechancen für alle Kinder sichern.
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) setzte mit dem ESF Plus-Programm „Ganztag“ Impulse zu einer notwendigen Weiterentwicklung der Ganztagsangebote im Grundschulalter. Die Umsetzung des Programms erfolgte in einer Modellphase bis Ende 2024. Es ist keine weitere Förderung bis 2027 geplant.