Im Hort „Zwergenland“ in Torgelow dürfen Schulkinder einfach Kind sein. Nach vier oder fünf Stunden Schule am Vormittag können sie hier toben, spielen und loslassen. Das ist der Hortleiterin Frau Krüger und ihrem Team wichtig. Ebenfalls großgeschrieben werden im Hort „Zwergenland“ Demokratie und Mitbestimmung. Es gibt einen Kinderrat, mit dem Regeln gemeinsam festgelegt werden und die Kinder dürfen den Alltag in der Einrichtung aktiv mitgestalten. Zwei pädagogische Fachkräfte haben dafür eine Fortbildung zum Demokratiecoach in Rostock gemacht.
Der Hort „Zwergenland“ liegt in Torgelow, einer Kleinstadt im Landkreis Vorpommern-Greifswald mit rund 9.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. 84 Grundschulkinder werden hier aktuell nach der Schulzeit betreut – von vier pädagogischen Fachkräften, einschließlich der Hortleiterin und einer Assistenzkraft mit Schwerpunkt Migration und Integration. Der Hort liegt in zentraler Lage in Torgelow und nur wenige Gehminuten von der Grundschule entfernt. Träger des Hortes ist die Volkssolidarität.
Die Fortbildung zum Demokratiecoach haben sie beim Landesfrauenrat Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt. Sie ist nur ein Beispiel dafür, wie sich der Hort mithilfe von Vernetzung und Kooperation ständig weiterentwickelt. Eine weitere wichtige Kooperation ist die Zusammenarbeit mit dem Mehrgenerationenhaus in Torgelow, welches ebenfalls in Trägerschaft der Volkssolidarität ist. Im Interview berichtet die Hortleiterin Frau Krüger von der Zusammenarbeit in Torgelow und im ganzen Bundesland.
Frau Krüger, wie arbeiten Sie in Torgelow mit anderen Einrichtungen zusammen?
Zusammenarbeit und Vernetzung sind uns sehr wichtig. Für unser breites Angebot für die Kinder arbeiten wir mit vielen Institutionen zusammen. Mittwochs können wir die Turnhalle der Grundschule für Bewegungsangebote nutzen. Dienstags machen wir Kreativzeiten in Zusammenarbeit mit dem Schülerfreizeitzentrum in der Stadt. Da gehen wir mit einer interessierten Gruppe hin und dann wird dort zu unterschiedlichen Themen mit vielfältigen Materialien gebastelt und kreativ gearbeitet.
Besonders wichtig ist für uns die Zusammenarbeit mit dem Mehrgenerationenhaus in Torgelow. Im Mehrgenerationenhaus finden viele verschiedene Angebote statt: Migrationstreffen, Jugendweihen, verschiedene Projekte… Da schauen wir immer, was für unsere Altersgruppe passt. Zur Weihnachtszeit gab es zum Beispiel ein Puppenspiel, zu dem man sehr gut mit den Kindern ins Gespräch kommen kann. Zu Themen, die ihnen wichtig sind, wie Freundschaft oder Neid. Wir nutzen das Mehrgenerationenhaus auch für Treffen für Leitungskräfte oder mit der Fachberatung. Und wir haben seit mehreren Jahren das Projekt „Nicht ohne Nadel und Faden“ mit dem Mehrgenerationenhaus.
Wie funktioniert das Projekt „Nicht ohne Nadel und Faden“ mit dem Mehrgenerationenhaus?
Dabei kommen zwei Seniorinnen zu uns ins Haus. Die wurden im Mehrgenerationenhaus zu sogenannten Seniortrainerinnen ausgebildet. Die interessierten Kinder können sich anmelden und dann wird regelmäßig gewechselt. Wir haben für das Projekt Nähmaschinen angeschafft und natürlich die ganz normale Nadel und den Faden. Die Trainerinnen fangen dann mit den Kindern mit kleinen Nähübungen an, sodass nach und nach auch kleine Produkte entstehen. Jetzt zur Herbstzeit haben sie kleine Kürbisse genäht und kleine Pilze. Die Kinder und die beiden Damen zehren beide davon: Bei den Kindern geht das Handwerk nicht verloren, die können später auch ein paar Stiche nähen und bekommen mal einen Knopf angenäht. Und auch darüber hinaus wird das Interesse geweckt, bei Jungen und bei Mädchen. Die älteren Menschen fühlen sich dafür in ihren Fähigkeiten bestärkt, angenommen und können etwas weitergeben. Das ist ein Geben und Nehmen. Es macht uns sehr glücklich, dass es dieses Projekt gibt, da entsteht wirklich ein Mehrwert. Und bei den Kindern ist das Projekt auch wirklich beliebt.
Welche Rolle spielt Vernetzung darüber hinaus für Ihren Hort?
Wir schauen immer: Wer kann uns helfen? Wo können wir Unterstützung und Informationen herbekommen? Der Landesfrauenrat, bei dem wir die Ausbildung zum Demokratiecoach gemacht haben, hat viele Kontakte und vermittelt uns gern weiter. Daraus ist ein richtiges Netzwerk entstanden. Vieles ist aber auch unserem Träger geschuldet. Da heißt es auch immer: Da gibt es doch noch diejenige oder denjenigen, den ihr fragen könnt. Das ist mir auch sehr wichtig. Dass wir voneinander zehren. Dass es nicht um Macht oder Geld geht oder wer bei welchem Verein arbeitet. Sondern dass man sagt: Wir gucken auf unsere Region und wir gucken auf unsere Kinder.
Wie hilfreich das ist, haben wir letztens erst wieder festgestellt. Es gab einen Fall von Vandalismus mit rechtsradikalen Symbolen auf einem Spielplatz. Daraufhin haben wir uns Unterstützung vom Regionalzentrum für demokratische Kultur geholt, das in unserem Landkreis vom Christlichen Jugenddorfwerk (CDJ Nord) angeboten wird. Wir wurden einerseits als Fachkräfte beraten und informiert. Andererseits erhielten wir Unterstützung dabei, mit den Kindern zu Themen wie Ausgrenzung oder Rassismus ins Gespräch zu kommen. Ein anderes Mal brauchten wir Hilfe zum Thema Trauerbegleitung, um einen Jungen und seine Familie bestmöglich zu begleiten. Dabei haben wir uns als Team Unterstützung bei der Fachberatung geholt. Aber wir haben auch eine Sandmalerin kontaktiert, um mit den Kindern kreativ zu der Trauer zu arbeiten und Blockaden zu lösen. Davon profitieren dann alle Kinder.
Tipps
Kleine Kontakte halten und ausbauen
Die kleinen, persönlichen Kontakte sind sehr wichtig. Man trifft jemanden, der jemanden kennt, der dann wiederum jemanden kennt. Man muss immer aktiv sein und dranbleiben! So entsteht ganz nebenbei ein Netzwerk.
Sich der eigenen Arbeit bewusst werden
Wir machen in der pädagogischen Arbeit schon ganz viel unbewusst. Vieles an Weiterbildung und -entwicklung plant man nicht schriftlich, sondern es entsteht aus dem Engagement bei der täglichen Arbeit heraus. Wenn man die eigene Arbeit an den Bedarfen der Kinder ausrichtet, entwickelt man sich immer weiter.
Bei der Fortbildung nicht stehen bleiben
Es ist wichtig, immer zu schauen: Was ist aktuell los? Wo kann ich mich noch weiterbilden? Was kann ich mir mit den Kindern gemeinsam erarbeiten? Es ist immer wieder faszinierend, was man mit Kindern im Grundschulalter schon alles machen kann. Wir feiern gerade unser 20-jähriges Bestehen als Hort und die Kinder organisieren jeden Monat selbst etwas – letzten Monat zum Beispiel eine Talentshow. Wir sind aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen.
Das Bundesprogramm „Mehrgenerationenhaus. Miteinander – Füreinander“ wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.