Für eine hochwertige Kindertagesbetreuung und Ganztagsbetreuung von Kindern im Grundschulalter werden gut ausgebildete pädagogische Fachkräfte benötigt. Während die Gewinnung dieser Fachkräfte häufig diskutiert wird, stand bisher eine Personengruppe nicht im Vordergrund: die Lehrkräfte, die diese Fachkräfte ausbilden können. Daher hat eine Gruppe von Forscherinnen im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in einer Studie untersucht, wie sich die Gewinnung der Lehrkräfte für die berufliche Ausbildung sozialpädagogischer Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe bisher gestaltet und zukünftig aussehen könnte. Die Studie der Kienbaum Consultants International GmbH (Projektteam: Dr. Nikola Ornig, Elisa Himbert, Samira Kohrt) mit fachlicher Beratung von Prof. Dr. Anke Karber (Leuphana Universität Lüneburg) und Dr. Manuela Liebig (Technische Universität Dresden) wurde im Zeitraum von Dezember 2022 bis Dezember 2023 erstellt.
Ausbildungskapazitäten und Abschlüsse der Lehrkräfte
Das Studium der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik bereitet Studierende darauf vor, zum späteren Zeitpunkt als Lehrkräfte für sozialpädagogische Fachkräfte tätig zu werden. Im Wintersemester 2020/2021 waren 1.410 Studierende in Studiengängen der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik eingeschrieben. Die Zahl ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen brach jedoch 2020, vermutlich pandemiebedingt, ein. 2021 lag die Zahl der Absolventinnen und Absolventen bei 266 und damit fast auf dem vorpandemischen Niveau. Auch wenn sich die Ausbildungskapazitäten damit in den letzten Jahren erhöht haben, gibt es noch kein flächendeckendes Angebot für das Lehramt in der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik.
Demgegenüber wurde ein Lehrkräftemangel an den berufsqualifizierenden Fachschulen mit sozialpädagogischen Bildungsgängen identifiziert. Diesem wird vor allem durch Sondermaßnahmen beziehungsweise alternative Qualifikationswege zu Einstiegs- und Qualifizierungsmöglichkeiten begegnet: So gaben in einer Befragung von 2022 lediglich 17 Prozent der Lehrkräfte an diesen Schulen an, ein Lehramtsstudium mit der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik absolviert zu haben. 83 Prozent der Lehrkräfte sind über andere Lehrämter oder über Sondermaßnahmen in den Beruf eingestiegen.
Erhebliche Unterschiede bestehen zwischen Schulen in öffentlicher Trägerschaft (28,7 Prozent grundständig ausgebildete Lehrkräfte der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik) und Schulen in nicht-öffentlicher Trägerschaft (4,7 Prozent). Schulen in nicht-öffentlicher Trägerschaft haben mehr Möglichkeiten zum Einsatz von Lehrkräften ohne Lehramtsqualifizierung.
Prognosen für den zukünftigen Mehrbedarf an Lehrkräften
Der fortschreitende Ausbau der Kindertagesbetreuung einerseits und der Angebote der ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter andererseits erhöhen den Bedarf perspektivisch. Dadurch entsteht auch ein erhöhter Bedarf an Lehrkräften für die Ausbildung dieser Fachkräfte. Auf Basis der vorliegenden Daten wurde der prognostizierte Mehrbedarf an Lehrkräften mit den erwarteten Neuzugängen abgeglichen. Während in den ostdeutschen Bundesländern der Mehrbedarf voraussichtlich gedeckt werden kann, wird in Westdeutschland eine Fachkräftelücke erwartet. Hierbei sind Datenlücken und sich eventuell ergebende nicht vorhersehbare Mehrbedarfe zu berücksichtigen.
Fazit und Empfehlungen
Die Studie verdeutlicht, dass die Gewinnung von Lehrkräften in der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik bei dem Ausbau von Betreuungskapazitäten in Kita und Ganztag stets berücksichtigt werden muss. Insbesondere die grundständige Ausbildung von Lehrkräften sollte daher gestärkt werden.
Die Studie kommt unter anderem zu folgenden Empfehlungen:
- Das Studienangebot in der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik soll bundesweit ausgebaut werden.
- Das Studienangebot soll flexibler und durchlässiger gestaltet werden, beispielsweise durch hybride oder Teilzeitmodelle.
- Sondermaßnahmen für den Berufseinstieg als Lehrkraft sollen am Arbeitsmarkt transparenter und Einstiegsmöglichkeiten vergleichbarer werden.
Methodik der Studie
Grundlage für die Studie war eine Studiengangsrecherche der Lehramtsstudiengänge in der beruflichen Fachrichtung Sozialpädagogik. Ergänzend dazu wurden Studiengangsleitungen befragt. Zudem wurden bei den zuständigen Landesministerien die Sondermaßnahmen in ihrem Bundesland abgefragt. In Interviews mit Expertinnen und Experten wurden die gewonnen Erkenntnisse validiert und eingeordnet. Mit einer umfassenden Analyse von amtlichen Statistiken wurde die Wissensbasis zu Studierenden und Absolvierenden geschaffen und darauf basierend Prognosen für den Lehrkräftebedarf gestellt.